"Sehnsucht in die Ferne - Reisen mit Annette von Droste-Hülshoff"

Wanderausstellung kommt 2019 ins Museum für Industriegeschichte Gut Rödinghausen

„Sehnsucht in die Ferne – Reisen mit Annette von Droste-Hülshoff“ heißt der Titel einer außergewöhnlichen Ausstellung, die am 21. Mai 2017 im Kreismuseum Wewelsburg eröffnet wurde. Dort kann sie noch bis zum 13. August besucht werden, bevor diese Wanderausstellung selbst ihre Reise zu verschiedenen Ausstellungsorten antritt. Einer davon wird Gut Rödinghausen sein. Schon früh nahm Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck Kontakt zum Droste-Form und zum Leiter der Droste-Forschungsstelle der LWL-Literaturkommission für Westfalen, Dr. Jochen Grywatsch auf. Und das mit Erfolg: Rödinghausen wird von April bis Juni 2019 die einzige Station im Sauerland sein, auf der diese bedeutende und in ihrem Konzept und ihrer Ausstellungsarchitektur einzigartige Präsentation zu sehen sein wird. Statt herkömmlicher Vitrinen warten szenische „Inseln“ auf die Museumsbesucher, auf denen viele mediale und interaktive Elementen zur Teilnahme einladen.
Literarischen Ruhm erlangte Gut Rödinghausen durch die Aufenthalte von Annette von Droste-Hülshoff, die ihre Streifzüge durch das Hönnetal in den „Bildern aus Westfalen“ verarbeitete. Vor allem ein dreimonatiger Aufenthalt von Droste-Hülshoffs in den Monaten September bis November des Jahres 1824 zeugt von der kulturellen Bedeutung des Ortes. Rödinghausen wurde zum Entstehungsort einiger ihrer Beschreibungen des Sauerlandes. Bezogen auf die von Dückers, zu denen die Droste verwandtschaftliche Verbindungen hatte, schreibt sie in den Bildern aus Westphalen: „Im Sauerland findet sich der einzige Adel Westfalens, der sich durch Eisenhämmer, Papiermühlen und Salzwerke dem Kaufmannsstande anschließt.“
Insgesamt neun Jahre ihres Lebens reiste die wohl bedeutendste Dichterin durch ihre westfälische Heimat bis in die Schweiz und an den Bodensee. Ihre Briefe zeugen von der Mühsal des damaligen Reisens in der Postkutsche. Völlig neue Dimensionen von Raum und Zeit erschlossen sich ihr während der Fahrt mit der Eisenbahn, das Dampfboot bezeichnete sie als „Höllenmaschine“. Mit der Beschreibung der Landschaften, die sie durchreiste, schuf sie Weltliteratur. Mit so bekannten Werken wie „Die Judenbuche“ oder dem Gedicht vom „Knaben im Moor“ ist die herausragende westfälische Dichterin in jeder Literaturgeschichte vertreten. Auf sehr unterschiedliche Weise hat Annette von Droste-Hülshoff ihren Heimatraum zum Thema vieler ihrer Texte gemacht, lebte sie doch selbst in einer Zeit großer Umbrüche und technischer Entwicklungen. Eingeschnürt in ein Korsett strenger gesellschaftlicher Regeln begnügte sie sich nicht mit der ihr zugedachten Rolle, sondern forderte ihre Rechte als Schriftstellerin nachdrücklich ein.
2014 wurde eine eigene Projektgruppe gebildet aus Vertretern der Projektpartner, das sind die Städte Brakel und Paderborn, die LWL-Literaturkommission für Westfalen, das Droste-Forum e.V. sowie der Kreis Paderborn. Kurator der Ausstellung ist Dr. Jens Kloster. Die Ausstellung zeigt – eingebunden in insgesamt zehn Landschafts- und Reisearchitekturen – zahlreiche Exponate aus dem Leben der Annette von Droste-Hülshoff und ihrer Zeit. Dabei wird auch manche Besonderheit aus Familienbesitz präsentiert, die bislang noch nie öffentlich zu sehen war. Mit ihrer Reise nach Rödinghausen hat Annette von Droste-Hülshoff das Gut und seine Umgebung zum Sehnsuchtsort erhoben – dieses Erlebnis werden hoffentlich auch die zukünftigen Ausstellungsbesucher dort teilen.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.droste-forum.de

Gut Rödinghausen - hier entsteht das neue Museum für Industriegeschichte
Foto: Stadt Menden