Licht ins Dunkel: Kerzenleuchter, Öllampen, Tranfunzeln
Licht war über viele Jahrhunderte ein Privileg reicher Leute. Kerzenwachs, Öl und Tran waren kostbare Rohstoffe, die sparsam verwendet werden mussten. Licht und Dunkelheit prägten den Alltag und das Arbeitsleben der Menschen. Licht bedeutete nicht nur Helligkeit, sondern auch Wärme, Geborgenheit und Miteinander. Und Licht konnte eine der größten Gefahrenquellen in Hinsicht auf Stadtbrände werden. Vom Einsatz des Lichtes und seiner Weiterentwicklung hingen auch die Möglichkeiten der täglichen Arbeit, des Handwerks und der Produktivität einer Gesellschaft ab.
Die Anfänge der Mendener Leuchtenindustrie
Die Mendener Leuchtenindustrie entwickelte sich aus der metallverarbeitenden Industrie und nicht aus dem Elektrogewerbe. Bereits um 1830 wurden im Mendener Wirtschaftsraum Lampen und Leuchter und als notwendiges Zubehör Lichtputzscheren aus Messing hergestellt. Um 1853 gab man sich an die Anfertigung von Wagenlaternen und Wagenlampen. Mit der Verwendung von Erdöl zu Leuchtzwecken verlagerte sich aber die Herstellung von Lampen ausschließlich in das benachbarte Neheim; wahrscheinlich war die Mendener Messingindustrie als Lieferantin von Blechen oder gedrückten Einzelteilen für die Neheimer Lampenfabrikation tätig. Der Bedarf der Industrie an gusseisernen Vorfabrikaten für Petroleumhängeleuchten führte 1890 zur Gründung der Eisengießerei Rödinghausen KG, die sich als Lampenfabrik bezeichnete. 1912 begann der Unternehmer Lenze (heute Trilux) in Menden mit der Fertigung von Rohrpendel- und Rohrwandleuchten für Gas und elektrisches Licht. Auch an diesem Beispiel zeigt sich die enge Verflechtung mit Neheim, wohin wenig später der Sitz der Firma verlegt wurde. Weitere Mendener Leuchtenfirmen waren Jordan und Graewe, aber auch große historische Firmen wie Schmöle und Neuwalzwerk zählten die Herstellung von Leuchten oder Halbzeugen für Leuchten zu ihrem Fabrikationsprogramm.
Der Siegeszug der Außenleuchte
1947 entwickelte Heinrich Gantenbrink die erste Außenleuchte, die im Punkt-Schweiß-Verfahren auf industrielle Art hergestellt werden konnte. Bis dahin waren Außenleuchten teure handwerkliche Fertigungen und daher wenig verbreitet. Zusammen mit seinem Bruder Bruno gründete Heinrich die Leuchtenfirma BEGA. Nun eroberte sich die Außenleuchte Hausfassaden, Vorgärten und Straßenräume, wobei die Gebrüder Gantenbrink von Anfang an größten Wert auf Qualität legten und das Design der Leuchten den Ansprüchen der Architektur anpassten. Außenanlagen, Straßenzüge und Städte wurden auf bis dahin unbekannte Weise erhellt.
Vom Lichtbaustein zur Unterwasserleuchte
In den 60er Jahren wurde in der Firma BEGA der Lichtbaustein erfunden. Auf den Begriff "Lichtbaustein" ebenso wie auf die "Pollerleuchte", das "Lichtgitter" und die "Bausteinleuchte" erhielt das Unternehmen ein Patent. Weitere Entwicklungen, mit denen die Firma weltweit bekannt wurde, waren Bodenleuchten und Unterwasserleuchten. Im Hause BEGA entstehen die ersten Gartenleuchten mit Erdspieß, die ersten Unterwasserscheinwerfer sowie die ersten Scheinwerfer für ortsfeste und ortsveränderliche Montage. Die ersten Leuchten für Schiffe werden in den 70er Jahren dort produziert. Eine neue Möglichkeit, Glas mit Metallteilen aus Aluminiumdruckguss zu verbinden, läßt eine neuartige Leuchtengruppe entstehen, die heute an vielen Bauwerken der Weltarchitektur zu finden ist. Derzeit ist die Firma BEGA Hersteller der fortschrittlichsten und wohl größten Außenleuchtenkollektion - ein Licht geht um die Welt.
Mendener Firmen im 20. Jahrhundert
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Menden viele Firmengründungen, die in den folgenden Jahrzehnten zwei Weltkriege zu überstehen hatten. Einen weiteren Gründungsboom gab es nach dem Krieg in den Jahren des Wirtschaftswunders. Neben Kinderwagen, Haushaltsgeräten, Töpfen, Armaturen, Devotionalien und zahlreichen Artikeln aus Metall und nun auch aus Kunststoff wurden in Menden auch Nylon-Strümpfe in einem Zweigwerk der Opal-Werke hergestellt. Damit schließt sich der Kreis der Fertigung, der schon vor Jahrhunderten mit der Herstellung von textilen Geweben aus Leinen, Wolle und Seide begann und zwischenzeitlich zur weltbekannten Produktion von metallenem Gewebe führte. Neue Werkstoffe, zahlreiche Erfindungen und immer neue Techniken erforderten die Umstellung auf immer neue Produkte. Kochgeschirr wurde in Abhängigkeit von den immer moderneren Küchenherden entwickelt, Haushaltsgeräte waren Ausdruck ständiger Neuerfindungen aus dem Elektrobereich.
Auf Maloche - Arbeiteralltag
Pünktlichkeit und Disziplin, harte körperliche Arbeit, Bedingungen, die durch Hitze, einseitige körperliche Belastungen, Arbeitslärm geprägt waren, ein von früher Jugend an bis ins hohe Alter von der Firma und den Arbeitsbedingungen geprägtes Leben – das war der Alltag des Arbeiters. Gleichzeitig sorgte die Anstellung in einem Betrieb für ein geregeltes Einkommen, für gesicherten Unterhalt des einzelnen und seiner Familie und für die Weiterentwicklung der Stadt und des Umlandes hinsichtlich ihrer Infrastruktur. Die Mendener Arbeiter waren dem Unternehmen, in dem sie ihr Dasein zubrachten, eng verbunden. Eine patriarchalische Geschäftsführung, oftmals geprägt von hoher ethischer oder religiöser und sozialer Gesinnung, ließ viele der Arbeiter sich eng mit ihrem Betrieb identifizieren, was sich heute noch an dem Stolz auf die Bezeichnungen "Eisenwerker", "Schmölianer" und "Neuwalzwerker" ablesen lässt.
Arbeiterstreik von 1912
Drückende Arbeits- und Lohnverhältnisse in den Mendener Fabriken waren eine der Ursachen für die wachsende Unzufriedenheit der Arbeiterschaft und die zunehmende Solidarität untereinander. Bei der Firma Schmöle & Company brachen die Unruhen zuerst aus. Trotz vielfältiger diplomatischer Vermittlungsversuche des Bürgermeisters Dr. Overhues kam es 1912/13 zu einem sechsmonatigen Streik. Seinem Einsatz ist jedoch zu verdanken, dass es nicht zu Gewalttätigkeiten kam. Vor allem im Christlichen Metallarbeiterverband sahen sich die Streikenden repräsentiert.