Der Lockdown in der Kultur ließ vielerorts die Lichter ausgehen: Ausstellungen konnten nicht stattfinden, Workshops fielen aus, Lesungen und Konzerte mussten abgesagt werden. Auch Mendener Künstlerinnen und Künstler sind davon heftig betroffen. Umso mehr freut sich das Mendener Kulturbüro, mit dem Format „Mendener Werkstattgespräche“ ein Schlaglicht auf die Arbeit von Kunstschaffenden werfen zu können. Mit Claudia Mölle, Bodo Schulte und Anno Weihs konnten drei Künstlerpersönlichkeiten gewonnen werden, die im Gespräch mit Autorin und Moderatorin Kathrin Heinrichs über ihre Arbeit zu Corona-Zeiten berichteten. Die drei Folgen „Kultur made in Menden“ bieten einen kurzweiligen und hochinteressanten Einblick in drei Künstlerleben. Sie sind auf dem Youtube-Kanal der Stadt Menden weiterhin frei zugänglich.
Claudia Mölle, die in den Bereichen Experimentelle Acrylmalerei und Bildende Kunst arbeitet, hatte 2018 ihren fulminanten Durchbruch. Ihre Arbeiten wurden in Paris, Tokio und Venedig gezeigt, für 2020 und 2021 waren ein bis zwei Ausstellungen pro Monat geplant. Dann kam Corona und warf alle Planungen über den Haufen - wie bei vielen anderen Kollegen setzte eine Art Schockstarre ein. Bewegend erzählt Claudia Mölle, wie sie mit der Situation umging und zur Kreativität zurückfand. Sie erklärt, wie ihr Schaffensprozess abläuft, wie Alltagserfahrungen in ihre Arbeit eingehen und warum die Darstellung menschlicher Augen so wichtig für sie ist. Auf Gut Rödinghausen sind übrigens gleich mehrere sehr eindringliche Werke der Künstlerin zu sehen.
Bodo Schulte, Puppenspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Dozent im Bereich Figurentheater, kam nicht allein zum Talk mit Kathrin Heinrichs. Er hatte mit Klemens Schulte-Vierkötter eine seiner Lieblingsfiguren dabei. Den Sauerländer spielte Schulte über ein Jahrzehnt lang wöchentlich im WDR, außerdem „steckte“ er 15 Jahre lang unter dem Käpt’n Blaubär, und als erster deutscher Puppenspieler überhaupt spielte er den Bert aus der Sesamstraße. Im Werkstattgespräch erzählt der Schwittener höchst lebendig von seinen Anfängen im Puppenspiel und von seinen heutigen internationalen Engagements in Weltstädten wie Moskau, Abu Dhabi und New York. Durch Corona fehlen dem Künstler nicht nur seine Film- und Fernsehproduktionen, sondern auch das Unterrichten in Seminaren. Schulte gibt Einblick, dass er lange nicht mehr „so viel in Menden“ war und sich deshalb sehr intensiv dem Bau neuer Puppen für verschiedene Theater widmen konnte. Gleichzeitig ist der Puppenspieler zuversichtlich, bald wieder auf Reisen und Live-Produktionen hoffen zu dürfen.
Der Gast der dritten Folge, Anno Weihs, arbeitet in den Bereichen Fotografie-, Installations-, Konzept- und Bildende Kunst. Für den Künstler ist Island ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Als „Artist in Residence“ konnte er dort viele Werkreihen realisieren. Weihs schätzt die Einsamkeit und Monotonie der isländischen Landschaft, der eine neugierige, kunstbegeisterte Bevölkerung gegenübersteht. Entsprechend sind Weihs Werke einerseits komplex und doch reduziert auf das Wesentliche, sie laden den Betrachter zu einer Auseinandersetzung ein. Moderatorin Kathrin Heinrichs sprach mit dem Hüingser über das Motiv der Übergänge in seinen Arbeiten, über Transzendenz und Spiritualität. In Zeiten von Corona hat Weihs mangels Ausstellungsmöglichkeit seine Internetpräsenz gesteigert, Kunstinteressierte können so in seinen Arbeiten stöbern und vielleicht demnächst Werke entdecken, die das heimische Umfeld aufgreifen. Anno Weihs verriet, dass er für seine Arbeit gerade das Hönnetal entdeckt.
Moderatorin Kathrin Heinrichs gelingt es in den Werkstattgesprächen, ihren Gästen souverän–sympathisch auf den Zahn zu fühlen. Die Autorin weiß selbst, wie es ist, arbeitsmäßig ausgebremst zu sein, finden doch seit mehr als einem Jahr keine Lesungen mehr statt. „Zwischendurch habe ich mich gefragt: Habe ich überhaupt noch einen Beruf?“, äußert sich Heinrichs, „da tat es mir gut, bei Online-Lesungen präsent zu sein und über meine Arbeit erzählen zu können.“
Inzwischen sind auch im Kulturbetrieb erste Anzeichen von Lockerungen spürbar. So hat das Industriemuseum auf Gut Rödinghausen wieder geöffnet, und auch Künstlerinnen und Künstler dürfen hoffen, ihre Arbeiten bald wieder live präsentieren zu können.
Auf jeden Fall ist das produzierte Online-Format „Mendener Werkstattgespräche“ für Kulturbüroleiter Andreas Nolte ein großer Erfolg: „Mendener Kunstschaffende auf diese Weise sichtbar zu machen, ist eine Freude – und nebenbei beste Unterhaltung.“
Produziert wurde die Serie von der Mendener Agentur EinZ Design alias Corinna Häußler und Nils Bonk, die – selbst Künstler – mit eigener Musik und viel Fingerspitzengefühl dem Talk den richtigen Ton und das perfekte Bild gaben. „Kultur made in Menden“ fand somit vor und hinter der Kamera statt!
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