Von Kompressionsstrümpfen und Keyword-Planung

Apotheke Köster vor den Herausforderungen der Suchmaschinenoptimierung

Der Aufruf der WSG Menden zur Teilnahme Mendener Händler an der Google AdWords Challenge war für Apotheken-Chef Andreas Köster ein willkommener Anlass, wieder einmal in Sachen Suchmaschinenoptimierung aktiv zu werden. Mit der Thematik von Werbekampagnen im Netz hat sich Andreas Köster schon häufig auseinandergesetzt. Wie er selber sagt: "mit unterschiedlichem Erfolg". Zu komplex ist die Maschinerie, die dahinter steht und zunächst verstanden werden will.

Seit nunmehr eineinhalb Jahren betreibt die Apotheke Köster neben ihren Standorten in Menden und Iserlohn auch einen Online-Shop. Zwischen Chemie und Homöopathie finden sich hier auch Verbandkästen und Kompressionsstrümpfe im Online-Angebot - wohlgemerkt mit Lieferservice bis vor die Haustür.

Im Zuge der Google AdWords Challenge, die im Rahmen des Einzelhandelslabors durch die FH Südwestfalen am Standort Soest ausgerufen wurde und vor Ort durch die WSG Menden unterstützt wird, trat die Apotheke Köster mit 11 anderen Händlern aus Südwestfalen den Wettstreit um die beste Suchmaschinenoptimierung an. Unterstützung erfuhren die Unternehmen alle durch je ein Team internationaler Studenten der FH Südwestfalen.

Gemeinsam mit Andreas Köster entwarf das vierköpfige Studententeam drei Werbekampagnen für die Google-Suche. Es galt für die Gruppe, die Homepage von Köster binnen drei Wochen im Juni bekannter zu machen und mehr Nutzer dazu zu bewegen, die Seite von der Suchmaschine aus zu besuchen, sogenannten Traffic auf der Website zu generieren. Darüber hinaus sollten durch die Kampagne Neukunden für spezifische Produkte und Dienstleistungen gewonnen werden. Im Fokus der Onlinewerbung standen die Apotheken Köster in Menden und Iserlohn, der Botenservice sowie das Produkt "Kompressionsstrümpfe", als passendes Thema zur Reisezeit.

Das relevante Einzugsgebiet der Nutzer, die als Kunden in Frage kommen könnten, wurde durch die Gruppe mit Menden und Iserlohn, sowie den Nachbarstädten Hemer und Fröndenberg definiert. Dazu legte das Team 29 attraktive und aktuelle Werbungen im Laufe der drei Wochen an, und definierte 1.465 Suchbegriffe, sogenannte Keywords.

Wozu so viel Strategie notwendig ist, erklärten zwei der vier Studenten bei ihrer Ergebnispräsentation Ende Juli in der Apotheke: "Das Budget war mit 200 Euro für drei Wochen recht knapp bemessen. Für jeden Nutzer, der dann über die Anzeige auf die Internetseite der Apotheke gelangt, zahlt das Unternehmen einen gewissen Betrag. Dazu haben wir ein gewisses Budget für einen Zeitraum eingestellt, das sich mit jedem Klick auf die Anzeige reduziert. Je konkreter die Parameter also sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, einen tatsächlich bedürftigen oder interessierten Kunden zu erreichen und zum Kauf zu bewegen" erklärt Abdelhalim Abdelarhmen aus dem Sudan die Notwendigkeit der sorgfältigen Planung.

"Zunächst mussten wir die Denk- und Suchmuster der Apothekenkunden verstehen. Was gibt ein Kunde ein, der Kompressionsstrümpfe für den Flug benötigt – sucht er nach Reisestrümpfen oder nach Kompressionsstrumpf oder vielleicht doch nach Diabetikerstrumpf. Das alles sind artverwandte Begriffe für ein- und dasselbe Produkt." 

Mit dem Online-Hilfsmittel "Google Trends" definierten die Studenten schließlich relevante Wörter und Synonyme für die Kampagnen. "Das war die Basis für die Definition der Keywords. Dazu haben wir uns sinnvolle Keyword-Kombinationen überlegt. Dann folgte die eigentliche Arbeit." erzählt Brahmantyo Dwi Novianto.

Was der indonesische Student damit meint: Jeden Tag hieß es für das Team, die laufende Kampagne zu analysieren und zu optimieren. Mit Erfolg. In jeder Woche konnten die Clickraten und die gesehenen Anzeigen (Impressionen) gesteigert werden. "Bei den Clickraten hat das Team sogar sein selbstgestecktes Ziel übertroffen" weiß Andreas Köster und zeigt sich sehr zufrieden mit der Teilnahme an dem Wettbewerb. "Letztlich ging es hierbei nicht um einen ersten oder zweiten Platz für die Studenten, vielmehr haben alle gewonnen: die Studenten durch die gemachte praktische Erfahrung, wir durch ihr theoretisches Wissen und Engagement."

Die Studenten selber freuen sich ebenfalls über die Erfahrung und den Erfolg, zeigen sich aber auch selbstkritisch: "Die Anzahl der Impressions war im Vergleich zu der Clickrate zu hoch. Das spricht dafür, dass einige Keywords zu allgemein gehalten waren, in Teilen haben auch englische Keywords gefehlt. Hier müsste man noch einmal ansetzen."

Der Wettbewerb ist nun vorbei, so liegt diese Aufgabe wieder bei Andreas Köster. Der Empfehlung, die Homepage auch in englischer Sprache aufzusetzen, steht Andreas Köster noch kritisch gegenüber, zu hoch sind die rechtlichen Hürden. "Ich verstehe den Ansatz, dass an einem Hochschulstandort wie Iserlohn durchaus auch auf Englisch gesucht wird. Gerade bei Medikamenten kann aber auch nur ein Übersetzungsfehler schnell folgenschwer sein." Die weiteren empfohlenen Maßnahmen aber will Köster auf jeden Fall umsetzen, hat er die Zeichen der Zeit doch schon längst erkannt: "Wenn wir heute nicht "ja" zur Digitalisierung sagen, wann dann? Das Internet bietet hunderte Möglichkeiten, von dem das Geschäft vor Ort nur profitieren kann. Aber man muss schon selber diese Wege gehen. Wir werden nun auf die Kampagnen der Studenten aufbauen, diese weiter optimieren und die Analysetools zur Kampagnenerstellung und -auswertung verstärkt nutzen. Im Zeitraum des Wettbewerbs konnten wir auf der Homepage sowohl mehr Benutzer als auch eine höhere Verweildauer verzeichnen. Das war schon erstaunlich."

Hintergrund:

Die Google AdWords Challenge wurde durch die FH Südwestfalen am Standort Soest ausgerufen und im Rahmen des Einzelhandelslabors Südwestfalen platziert. Ziel der Hochschule ist es bei dem Wettbewerb, die Studenten an die Praxis heranzuführen, die anhand eines eigenen Projekts in einem Unternehmen Erfahrungen im Bereich der Suchmaschinenoptimierung sammeln können. Das Einzelhandelslabor Südwestfalen ist ein dreijähriges Forschungsprojekt der SIHK zu Hagen, der IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland und der Hochschulen FH Südwestfalen, BiTS Iserlohn und Uni Siegen in Kooperation mit den Wirtschaftsförderungen der südwestfälischen Kommunen. Menden ist im Projekt eine von neun Modellstädten und wird vor Ort durch die WSG Menden betreut.

Abschlusspräsentation der Kampagne mit (v.l.n.r.: Abdelhalim Abdelarhmen (Sudan), Brahmantyo Dwi Novianto (Indonesien) und Andreas Köster (Apotheke Köster)
Abschlusspräsentation der Kampagne mit (v.l.n.r.:) Abdelhalim Abdelarhmen (Sudan), Brahmantyo Dwi Novianto (Indonesien) und Andreas Köster (Apotheke Köster)