"Augen auf!" - Schülergruppe trifft Margot Friedländer

Fahrt nach Berlin zum Gespräch mit Holocaust-Überlebender

„Ich spreche zu euch, damit ihr die Zeitzeugen seid, die wir nicht mehr lange sein können“.

Mit diesen Worten begrüße Margot Friedländer die 24 Schülervertreter fast aller weiterführenden Schulen und deren Begleitern aus Menden, die vergangenen Freitag nach Berlin gefahren sind. Organisiert wurde die Fahrt durch das Team „Augen auf“, die mit Unterstützung durch Peter Hoppe ein eindrucksvolles und abwechslungsreiches Programm zusammenstellten. Nach einer Stadtführung durch „Berlin - mit meinen Augen“ von Peter Hoppe trafen die Mendener am Nachmittag auf Margot Friedländer. Diese hatte es sich nicht nehmen lassen, eigenhändig „Schnittchen“ zu schmieren um danach aus ihrem Leben zu erzählen. Margot Friedländer ist am 5. November 1921 in Berlin geboren.
Eindrucksvoll und bewegend schilderte sie ihre Vergangenheit, indem sie aus ihrer Biografie „Versuche, dein Leben zu machen“ vorlas. Dieser Satz, eine Bernsteinkette und ein Notizbuch sind die einzigen Erinnerungsstücke, die ihr von der Mutter und der Familie geblieben sind. Ihre Eltern und der Bruder sind zu Beginn des Krieges in den Vernichtungslagern umgekommen. Sie selbst überlebte die ersten 1,5 Jahre im Untergrund und wurde von 1944 bis 1946 in Theresienstadt interniert.

Nach der Befreiung war sie mit ihrem Mann, den sie im KZ kennenlernte, in die USA gezogen. Seit 2010 lebt sie wieder in Berlin, um Menschen ihre Geschichte zu erzählen. Tief bewegt hörten die Schüler dem Erlebten zu. Ihr Appell „Seid Menschen und habt Respekt voreinander“ trifft genau die Idee, für die sich das Projekt „Augen auf für Menden!“ einsetzt.

Mit dem Überreichen einer Urkunde an die Initiatoren von „Augen auf“, Thomas Zimmermann, Irina Rebbe und Uschi Schulte-Pieper wurde das bisherige Engagement gewürdigt. Mit einem handsignierten Buch für jeden Einzelnen verabschiedete sich Margot Friedländer: „Seid wachsam! Sagt eure Meinung! Seid Menschen!“

Samstags traf die Gruppe dann noch einen ehemaligen Grenzsoldaten, der an der deutsch-deutschen Grenze tätig war. Dieser berichtet davon, wie er „die Mauer“ persönlich erlebt hat, welchen Druck es bedeutete, täglich zu hoffen, den Schießbefehl nicht ausführen zu müssen und offenbarte den Schülern Einblicke in seine heutige Sichtweise auf die damalige Zeit. Auch er warb für gegenseitige Toleranz und Respekt unter den Menschen und ist noch heute dankbar, dass er zu jeder Zeit an jeden Ort darf, weil er dieses auch nach nunmehr 30 Jahren nicht als selbstverständlich wahrnimmt.

Mit diesen unvergesslichen Eindrücken macht sich die Mendener Gruppe auf den Heimweg ins Sauerland.

Foto: Stadt Menden
Foto: Stadt Menden
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