Fachtag Kinderschutz vermittelt Handlungssicherheit

Fachkräfte bildeten sich zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Familienkontext weiter

„Innerfamiliäre sexualisierte Gewalt - verstehen und handeln“ - lautete der Titel des 4. Fachtages Kinderschutz des Arbeitskreises der Mendener Kinderschutzfachkräfte.

Laut einer FORSA-Umfrage (Oktober 2021) halten es 90 Prozenten der Befragten zwar für wahrscheinlich, dass sexualisierte Gewalt vor allem in Familien stattfindet, 85 Prozent halten es aber für unwahrscheinlich oder ausgeschlossen, dass dies in ihrer eigenen Familie passieren kann. Tatsächlich sind Mädchen und Jungen aber insbesondere in ihrem familiären Umfeld von sexuellem Missbrauch betroffen. Häufig scheuen sich Menschen aus dem Umfeld aus unterschiedlichen Gründen zu intervenieren. Nicht zu handeln, dem Bauchgefühl nicht zu folgen und Signale von Kindern zu übersehen führt dazu, dass Hilfe für die Betroffenen ausbleibt und sie lange leiden müssen.

Ziel des Fachtages war es daher, pädagogischen Fachkräften Hintergrundwissen und Handlungssicherheit im Umgang mit diesem Thema zu vermitteln. 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Kindertagesstätten, Kindertagespflege, OGS, Schulsozialarbeit sowie der offenen Kinder- und Jugendarbeit nutzten dieses interdisziplinäre Fortbildungsangebot.
Was bedeutet eigentlich innerfamiliäre sexualisierte Gewalt, welche Formen gibt es und welche Strategien nutzen Täterinnen und Täter? Antwort auf diese Fragen rund um das komplexe Thema gaben Diplom-Psychologin Yvonne Prell-Tuttas und Andrea Meyer, Zweckverband für psychologische Beratungen und Hilfen (ZfB). Wie bedeutsam das Thema ist, zeigten sie anhand von Statistiken auf: Sexuelle Gewalt findet am häufigsten innerhalb der engsten Familie (ca. 25 Prozent) sowie im sozialen Nahraum (50 Prozent), etwa im erweiterten Familien- und Bekanntenkreis oder durch Personen aus Einrichtungen oder Vereinen, die die Kinder gut kennen, statt.
Damit betroffene Kinder und Jugendliche Hilfe erhalten, gibt es für die pädagogischen Fachkräfte in Menden einen Handlungsleitfaden zur fachlichen Zusammenarbeit. Dieser kommt zum Einsatz, wenn der Verdacht auf innerfamiliäre sexualisierte Gewalt auftritt. Zentrale Handlungsfelder sind das behutsame Vorgehen und die Inanspruchnahme der Fachberatung mit dem Ziel, die Gefährdung abzuwenden bzw. dem Kind Schutzmöglichkeiten zugänglich zu machen. Die Fortbildung vermittelte den Fachkräften zudem, wie sie sich als vertrauenswürdige Ansprechperson für die Kinder und Jugendlichen erweisen.

„Wir hoffen, dass wir die Fachkräfte für einen fachlich sicheren Umgang mit dem Thema sensibilisieren konnten“, betont Uschi Rosenthal, Netzwerk-Koordinatorin Kinderschutz, Abteilung Jugend und Familie. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerteten die Inhalte als sehr hilfreich. Weitere Fortbildungen zum Themenkomplex sexualisierte Gewalt werden folgen.

Ratsuchende und Betroffene finden Hilfe bei Yvonne Prell-Tuttas, ZfB Beratungsstelle Menden, unter 02371 47827-80 oder y.prell-tuttas@zfb-iserlohn.de.

Fachtag Kinderschutz 2024. Foto: Stadt Menden/Wittenburg
Fachtag Kinderschutz 2024. Foto: Stadt Menden/Wittenburg