Mendener Altstadt zum Anfassen

Bronzenes Stadtmodell im Maßstab 1:400 wird zurzeit gefertigt

Wie erklärt man einem blinden oder sehbehinderten Mitbürger die Architektur der St. Vincenz-Kirche oder den Verlauf der alten Stadtgrenzen? Mit dem durch die Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Blinden-Stadtmodell aus Bronze wird es bald möglich sein, mit den Fingerkuppen dem Straßenverlauf zu folgen, Größenunterschiede zwischen den Gebäuden sowie die Anordnung von Plätzen und Gassen zu erstasten. So verhilft es auch sehbehinderten und blinden Menschen, die Dimensionen der Mendener Altstadt maßstabsgetreu zu erfassen und sich zu orientieren. Als klare Abgrenzung des Modells wurde der Wallbereich festgelegt sowie die evangelische Heilig-Geist-Kirche und ein Teil der Hönne inkl. Bahnhofsbrücke. Die Beschriftungen in Blindenschrift liefern zusätzliche Informationen zu den dargestellten Gebäuden und Plätzen.

Zu finden sein wird das Stadtmodell ab Mitte Juli 2019 im Bereich der drei Platanen gegenüber der Mendener Mühle, befestigt auf einem Sockel aus Ruhr-Sandstein. Dort steht zur Zeit noch ein Naturstein-Tisch mit eingelegter Metallplatte, welcher einen neuen Standort auf der gegenüberliegenden Seite am Südwall erhalten wird.

Erstellt wird das bronzene Stadtmodell im Maßstab 1:400 durch den Soester Künstler Felix Broerken, der bereits zahlreiche Stadtmodelle über die deutschen Grenzen hinaus geschaffen hat. Ungefähr ein dreiviertel Jahr dauert die Bearbeitung. Als Basis dienen dem Künstler digitales Kartenmaterial und Luftaufnahmen der Straßenzüge, um sich einen Eindruck von Mendens Altstadt aus der Vogelperspektive zu schaffen.

"Ein Element unserer Städtebaufördermaßnahme besteht darin, die Fußgängerzone mit Hinblick auf den Inklusionsprozess barrierefrei zu gestalten. Dazu gehört auch, Menschen mit Behinderung eine Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen", Frank Wagenbach als zuständiger Fachbereichsleiter für Umwelt, Planen und Bauen, die Motivation hinter dem Modell. "Wir vermitteln sehbehinderten Menschen so einen Gesamteindruck der Umgebung. Doch auch sehende Mitbürger bekommen eine ganz neue Sichtweise auf die Mendener Altstadt", freut sich Grade. Finanziert wird das Bronzemodell zu 80% aus Fördermittel der Städtebauförderung.

Am 14. Februar um 16:30 Uhr stellt der Künstler seinen Vorentwurf des Modells aus Polystyrol in der öffentlichen Sondersitzung des Kulturausschusses und des Ausschusses für Umwelt Planen und Bauen im Ratssaal des neuen Rathauses vor. Kleine Änderungen und Anpassungen sind zu dem Zeitpunkt noch möglich, bevor dann das endgültige Modell in Bronze gegossen wird.

Der Künstler Felix Broerken bei der Erstellung des Modells
Der Künstler Felix Broerken bei der Erstellung des Modells, Foto: Felix Broerken