Premiere gelungen: Ferienprogramm im Stadtmuseum

Zehn Kinder gingen im Stadtmuseum auf Zeitreise und erlebten den Alltag vor 100 Jahren

Ganz still war es am Morgen des 23.08. im Stadtmuseum – nur das Quietschen der Griffel auf den Schiefertafeln war zu hören. Die Kinder im Ferienprogramm erleben gerade eine Schulstunde vor 100 Jahren bei „Fräulein Schmitz“. Hier geht es deutlich strenger zu als es die 7-10-jährigen Schüler von ihren eigenen Lehrern gewohnt sind. Sie müssen sich nicht nur melden, sondern auch jedes Mal aufstehen, wenn sie drangenommen werden. Zu Beginn der Stunde kontrollierte „Fräulein Schmitz“ alias Museumspädagogin Rabea Badeda bereits, ob auch die Fingernägel ordentlich und die Schuhe blank geputzt waren. Bei den Überresten von pinkem und grün-blauem Nagellack zog sie die Augenbrauen hoch – das hätte es früher nicht gegeben.

Mit großem Ehrgeiz versuchen die Kinder nun ihren Namen in Deutscher Kurrentschrift zu schreiben, wo ein großes B fast aussieht wie ein L und ein kleines e eher wie ein n geschrieben wird. Stolz präsentieren sie ihre Ergebnisse.

Anschließend nimmt Stadtführerin Monika Berg die Kinder mit ins Ackerbürgerhaus. Wie lebten die Menschen früher ohne Einbauküche, Kinderzimmer und vor allem ohne Toilette? Hier wurden viele Fragen beantwortet. Wäsche waschen, kochen, Kleidung selber weben – vieles im Haushalt war mühsamer und die Kinder mussten schon in jungen Jahren kräftig mit anpacken.

„Am besten bekommen unsere Ferienprogrammkinder aber eine Vorstellung von der Arbeit, wenn wir es nicht nur erzählen, sondern sie selbst etwas tun können – lernen mit Kopf, Herz und Hand nennen das die Pädagogen“, erklärt Badeda. Deswegen teilt sie die Kinder in zwei Gruppen, stattet sie mit kleinen Eimern aus und geht mit ihnen zum Brunnen am Alten Rathaus. Vor dem Museum stehen Wannen, die für das wöchentliche Bad der Familie gefüllt werden sollen. Nacheinander schöpfen die Kinder das Wasser und tragen es zum Museum. Dabei kommt es nicht auf die Geschwindigkeit an, sondern viel mehr darauf, dass sie nichts verschütten, denn jeder Tropfen ist kostbar.

Auf die Frage, ob sie gerne die Zeit mit ihren Uromas und Uropas tauschen würden, nachdem sie nun schon so vieles über deren Alltag erfahren haben, schallt es laut und einstimmig „Nein!!!“ durchs Museum. Aber, ob man Schiefertafeln heute noch kriegen würde und ob man die vom Taschengeld bezahlen könne, heißt es im nächsten Augenblick.

Nachdem zum Abschluss noch verschiedene alte Kinderspiele wie Murmeln und Seilspringen ausprobiert worden waren, verabschiedeten sich knapp ein Dutzend strahlende Museumsbesucher. Auch Rabea Badeda und Monika Berg zeigten sich sehr zufrieden: „Wir hatten tolle und neugierige Kinder zu Gast - das hat einfach Spaß gemacht!“ Ein Ferienprogramm hat das Museum für Stadt- und Kulturgeschichte zum ersten Mal angeboten in diesem Jahr – die Premiere ist gelungen. Gleichzeitig wurde damit auch der Grundstein für ein neues Schulklassenprogramm im nächsten Jahr zum Thema „Schule vor 100 Jahren“ gelegt.

Rabea Badeda, Museumspädagogin der Stadt, steht verkleidet als "Fräulein Schmitz" vor der Kindergruppe und hält Bilder von Damals in den Händen.
Foto: Kulturbüro Menden / Hildegard Lange