Spendenaufruf des SKFM

Zukauf von Lebensmittel für bedürftige Familien wird bis Ostern verlängert

Seit September 2022 kauft der SKFM Menden e.V. Lebensmittel für den De-Cent-Laden zu, um die Menschen mit geringem Einkommen in Menden zu unterstützen. Dieser Zukauf war zunächst begrenzt auf 4 Monate. Mendener Einrichtungen und Institutionen finanzierten mit großzügigen Spenden die Aktion.

Über 300 Familien konnte in den vergangenen Monaten durch die Aktion der wöchentliche Einkauf im De-Cent-Laden ermöglicht werden. Die Entlastung, die die Familien dadurch er­fahren, ist groß. Der beigefügte Text veranschaulicht das Maß und die Notwendigkeit an Un­terstützung und Entlastung.

Die Situation der Menschen hat sich durch die Einführung des Bürgergelds im Januar nicht verbessert. Die Erhöhung der Beträge war bereits vor der Einführung durch die Inflation auf­gezehrt. Die Lebensmittelspenden der Supermärkte sind weiter rückläufig. Daher möchte der SKFM Menden e.V. die Aktion drei weitere Monate fortführen. Einige Unternehmen haben bereits den erforderlichen Betrag für mehrere Tage Zukauf übernommen, benötigt werden ca. 750 €/ Tag. Der Verein ist jedoch auf die Unterstützung aller Mendener Bürgerinnen und Bürger angewiesen und bittet um Spenden für die Aktion.

 Spendenkonto DE81 4455 1210 1800 0021 54, Verwendungszweck: De-Cent-Laden.


„Wir müssen uns nicht schämen“
Zwei De-Cent-Kunden erzählen, warum ihre Familien auf Hilfe angewiesen sind

„Der Satz: Das kann mich doch nicht treffen!  stimmt nicht. Es kann von heute auf morgen jeden treffen“. Silvia Kaiser-Hacheney ist Vorstandmitglied des Katholischen Vereins für soziale Dienste in Menden (SKFM) und trifft diese Feststellung am Ende eines Gesprächs mit zwei von über 800 Kunden, die aktuell berechtigt sind, im De-Cent-Laden an der Fröndenberger Straße einzukaufen. Es ist der Lebensmittelmarkt des Mendener Sozialkaufhauses, andere Städte nennen es „Tafel“. „De-Cent klingt dezent“ sagt Jürgen S., seit zwei Jahren Kunde mit der Gewissheit, seine Kundenkarte mit den Endziffern 007 auf immer zu behalten. Der 59-Jährige Vater einer Tochter ist unheilbar an Krebs erkrankt, die Familie bezieht Hartz IV-Leistungen. Ohne die subventionierten Lebensmittel wäre ihr ohnehin nicht leichtes Leben noch schwerer.

Sie ermöglicht der Familie S. die „Teilhabe“ am gesellschaftlichen Leben, so wie es vom SKFM auch gewollt ist, der deshalb den Einkauf einmal wöchentlich ermöglicht. Es gibt frisches Obst und Gemüse sowie haltbare Lebensmittel zu einem Bruchteil des Ladenpreises. Bis Ende August bestand die Berechtigung zum Einkauf für alle zwei Wochen. Aber die Preissteigerungen in allen Lebensbereichen haben den Verein bewogen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Alltagsleben der De-Cent-Kunden zu erleichtern. Tatsächlich hat ein Aufruf das für den Verkauf benötigte ehrenamtliche Personal gebracht, und es gab auch Geldspenden aus der Bevölkerung und großzügige Unterstützung von einem Sponsorenkreis. Doch weitere Spenden sind nötig, wenn die Inflation und damit die Teuerung hoch bleibt. Mit dem Geld kaufen die De-Cent-Organisatoren im wöchentlichen Wechsel bei Edeka und Rewe ein und geben die Lebensmittel mit großem Nachlass weiter.

Jürgen S. wurde vor zwei Jahren von einem Bekannten auf den De-Cent-Laden aufmerksam gemacht. Es hat ihn keine Überwindung gekostet, die Hilfe anzunehmen. Seine Krebserkrankung beendete sein Berufsleben, zuvor war er 20 Jahre lang selbstständig. Die Familie rutschte in die staatliche Unterstützung, aber Jürgen S. wollte nicht, dass das die Lebenschancen seiner Tochter zertrümmerte. „Unser Leben war auf sie fokussiert“, sagt der Vater, der stolz erzählt, dass sie ein sehr gutes Abitur geschafft hat und eine klare berufliche Vorstellung hat: „Sie möchte tierunterstützte soziale Arbeit studieren“. Jürgen S. versteckt die Bedürftigkeit nicht: „Unsere Bekannten wissen das. Es macht mir nichts aus, wenn man mich in der Warteschlange vor der Tür sieht. Ich habe mir das nicht ausgesucht, aber Verantwortung für eine Familie. Als ich vor zwei Jahren vom ersten Einkauf mit zwei vollen Tüten heimkam und meiner Frau gesagt habe, dass ich dafür 3,50 Euro bezahlt hatte, wollte sie es nicht glauben“. Vom Personal wird der 59-Jährige wegen seiner Kundennummer scherzhaft als „James Bond“ bezeichnet. Er nimmt’s mit Humor und freut sich über das „klasse Team“ im De-Cent-Laden.

Ebenfalls seit zwei Jahren versorgt Svenja M. ihre achtköpfige Familie mit Lebensmitteln aus dem Laden. Auch sie ist eine Bestätigung der Feststellung, dass es wirklich jeden treffen kann. „Ich hätte nie geglaubt, dass wir in diese Situation rutschen könnten“, sagt die 44-Jährige Mutter einer Patchwork-Familie, die zwei abgeschlossene Ausbildungen und derzeit eine 20-Stunden-Stelle im öffentlichen Dienst hat. Eine Vollzeitstelle anzunehmen ist wegen der Kinder derzeit ausgeschlossen. Ihr Ehemann hat seine Arbeitsstelle aufgegeben und sich für die Meisterprüfung angemeldet. Das Einkommen reicht natürlich nicht für die Familie, deren Kinder zwischen 3 und 15 Jahren alt sind. Fünf stammen aus den vorherigen Beziehungen der Eltern, die aus der Vergangenheit noch Altschulden zu schultern haben. Die Fixkosten summieren sich auf 3300 Euro im Monat, davon aktuell 210 Euro für Erdgas. „Mir graut davor, dass sich das vervielfacht. Was sollen wir dann machen?“ stellt sie fragend in den Raum.

Der Einkauf im De-Cent-Laden ist eine große Hilfe, und besonders freut sie, dass auch Brot und Brötchen wieder ausreichend und kostenlos zur Verfügung stehen. Das war bis zum Sommer nicht so, das Angebot dieses Grundnahrungsmittels war knapp. „Wer Kinder hat, der weiß, wie Brot quasi verdampft. Das ging richtig ins Geld“, so Svenja M. Einmal die Woche zum De-Cent-Markt zu gehen, fällt ihr nicht leicht, anfangs war es ihr peinlich und es hatte gedauert, bis sie sich überwunden hatte, das Angebot anzunehmen. Aber wichtiger war und ist es, die Familie zu versorgen, als aus Scham zu verzichten. „Als ich im Krankenhaus lag, musste mein Mann notgedrungen herkommen. Bei ihm war die Schamgrenze noch viel höher. Aber wir müssen uns nicht schämen. Es geht im Moment eben nicht anders“. Und sie meint: „Es wäre schlimm, wenn Menden dieses Angebot verlieren würde!“

Svenja M. ist stolz auf ihre Kinder, die damit klarkommen, gebrauchte Kleidung zu tragen oder auf die Erfüllung eines Wunsches außer der Reihe warten zu müssen. Die beiden ältesten haben ihre Schulabschlüsse geschafft und klare Ausbildungs- und Berufswünsche. „Im nächsten Jahr kommen wir raus aus dem Dilemma“, ist ihre Mutter zuversichtlich. Ihre Kinder gehörten zu den Beschenkten vom Wunschbaum im Rathausfoyer. Und es hat Svenja M. stark gerührt, als sie vom Senioren-Wunschbaum hörte und erfuhr, welch kleine Bitten dort geäußert werden. Manchmal nur ein Shampoo oder eine Creme: „In diesem Jahr werde ich auf jeden Fall auch einen Wunsch erfüllen“.

Svenja M. und Jürgen S. sind zwei Beispiele von über 800, die dem SKFM bekannt sind. De-Cent-Leiter Franz-Josef Albert ist überzeugt, dass die Zahl der Anspruchsberechtigten viel größer ist: „Aber die Menschen kommen aus Scham nicht her. Das ist falsch“. Und SKFM-Geschäftsführerin Marita Hill betont: „Ich komme nicht hierher, wenn ich nicht muss“. Niemand, der berechtigt ist, wird abgewiesen. Um das leisten zu können, ist der SKFM aber auch auf die Solidarität der Mendener angewiesen.

Um das derzeitige wöchentliche Angebot im De-Cent-Laden-Laden an der Fröndenberger Straße für eine stark gestiegene Kundenzahl leisten zu können, hatte der SKFM im August zu einer „Geberkonferenz“ eingeladen, die ein voller Erfolg war: Die Caritaskonferenzen in Menden, der Initiativkreis Mendener Wirtschaft, der Lions Club, der Verein Mendener in Not, der Rotary Club und der SKFM selbst speisen einen Topf, mit dem der Bedarf im Aktionszeitraum bis zum 22. Dezember der Bedarf gesichert ist. Wer mit dem nötigen Berechtigungsschein zu einem vereinbarten Termin zum De-Cent-Laden kommt, geht auf jeden Fall mit einem gefüllten Korb nach Hause. Die Schirmherrschaft für die Aktion hat Bürgermeister Dr. Roland Schröder übernommen. Die MitarbeiterInnen der Stadt Menden beteiligen sich ebenfalls, indem sie im Rathaus haltbare Lebensmittel für den De-Cent-Laden sammeln. Dafür sagt der SKFM vielen Dank. Wer die Aktion als Privatperson, Verein oder andere Organisation unterstützen möchte, kann dies tun mit einer Spende auf das Konto DE81 4455 1210 1800 0021 54. Die Spenden kommen zu 100 Prozent den bedürftigen Menschen zugute. Sie ermöglichen dem SKFM im besten Fall, den Aktionszeitraum 3 Monate zu verlängern.

Bürgermeister Dr. Roland Schröder, Michael Roth, Stabsstelle Bürgerengagement, Franz Daniel, Vorstandsvorsitzender des SKFM (von links nach rechts). Foto: Stadt Menden/Jennifer Boeke