Jasmin Grünschläger und Klaus Ullrich
Kein Mal?
Kein Mal zu finden oder nicht genug gesucht?
Das kleinste Muttermal wird wohl entdeckt – wer sucht, der findet – sei’s noch so versteckt:
Kein Mensch ist makellos, ob jung, ob alt, ob klein ob groß.
Entkleidet, nackt, mit heißer Flamme schnell enthaart –
der Bart ab und auch die Mähne, der Zopf verlor’n, nicht eine Strähne!
Ganz kahl rasiert, entwürdigt, ungeniert, zu tiefst blamiert!
Stellt sie, stellt ihn vor allen bloß – Los! Auf sie, auf ihn – los, los!
Da ist es ja, das Hexenmal!
Schaut her und seht die Nadelprobe:
Sie sticht – ganz offenbar, sie sticht – ganz unscheinbar – nicht!
Die Nadel stumpf – hohl präpariert.
Da quillt kein Blut – da schwillt die Wut, der Hass, der Hohn:
Hexen bluten nun ’mal nicht. Das weiß doch jedes Kind,
das haben alle immer schon gewusst!
Was zu beweisen war: Ein Mal – kein Blut!
Das Weib verstummt, ein Mann – kein Wort – Mord!
Das Hexenmal: Mahn-Mal, Denk-Mal, Schand-Mal – es war einmal.