Ein Hauptanliegen des Biotop- und Artenschutzes besteht in einem dauerhaften/nachhaltigen Schutz der Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten sowie Ökosystemen („biologische Vielfalt", s. auch die sehr informative, lebendig beschriebene und bebilderte Broschüre des Bundesumweltministeriums.
Eine Grundlage im wörtlichen Sinne stellen die Böden dar, die den Standort für alles auf ihm und in ihm stattfindende Leben bereitsstellen (sowohl organische, als auch mineralische Nährstoffe, Wasserhaushalt und physikalisch-mechanische Funktionen). Je nach Art und Ausprägung seiner physikalischen sowie chemischen Eigenschaften ist er zudem in der Lage Schadstoffe zu filtern oder abzupuffern. Konträr zu diesen überlebenswichtigen Funktionen steht der derzeitige Umgang mit Boden: In den letzten Jahren, zu denen statistisch aufbereitete Daten vorliegen, wurden in der BRD täglich 114 ha (= 1.140.000 m² bzw. 160 Fußballfelder) für Siedlung oder Verkehr verbraucht und entsprechend hochgradig versiegelt.
Durch diesen schwer umkehrbaren Verbrauch der Lebensraumressource Boden und durch Schädigung weiterer Lebensraumstrukturen (Vegetation, Gewässer, Geländeformen etc.) wird die biologische Vielfalt ständig gefährdet oder sogar unwiederbringlich reduziert. Zur Zeit verschwinden alljährlich 27.000 Tier- und Pflanzenarten für immer von unserer Erde [Bundesministerium für Bildung und Forschung in: Natur und Landschaft (2008), Heft 8, S. 376], zwischen 1970 und 2005 starben 1/3 aller Arten aus. Dieser anhaltende massive Artenschwund gefährdet Fortbestand und Funktion der Ökosysteme weltweit, von denen letztlich auch die menschliche Existenz abhängt. Das Jahr 2010 war von der internationalen Staatengemeinschaft als „Internationales Jahr der biologischen Vielfalt" benannt worden, in dem der Artenschwund gestoppt werden sollte - dieses Ziel wurde bei weitem nicht erreicht. Entsprechend seiner existentiellen Bedeutung wurde nun ähnlich dem Weltklimarat ein internationales Wissenschaftlergremium für den Erhalt der biologischen Vielfalt gegründet, das fundierte Handlungsanweisungen für die Weltregionen und Staaten erarbeiten soll.
Neben der für das menschliche Überleben existentiellen Komponente liefert die biologische Vielfalt alltäglich auch unter ökonomischen Gesichtspunkten Rekordleistungen. Auch wenn das Aussterben von Arten nicht direkt im Portemonaie des Einzelnen bemerkt wird, der ökonomosche Motor der Natur ist der stärkste überhaupt. Pro Jahr stellen nach EU-Angaben die Ökosysteme Leistungen im Wert von 26 Trillionen Euro bereit - weit mehr als der Mensch weltweit produziert. Es wäre klug, die biologische Vielfalt zu schützen, eben weil wir nicht wissen, was sie uns noch nutzen könnte." [IN: BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (2007): Ressourcen schonen, gesünder leben, Vielfalt schützen, UMWELT Nr. 10/2007, S. 566ff.] Einige weitere Zahlen:
- Der jährliche Marktwert der aus den genetischen Ressourcen abgeleiteten Produkte wird auf 500 bis 800 Milliarden US-Dollar geschätzt.
- Der jährliche Nutzen der gesamten Ökosysteme der Welt wird auf 16 bis 64 Billionen US-Dollar geschätzt (inkl. Klimaeffekte, Wasserreinhaltung etc. - Anm. d. Verf.).
- Deutschland ist in Europa der größte Importeur von getrockneten pflanzlichen Stoffen, die für Arzneimittel verwendet werden. Weltweit beträgt deren Umsatz 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
[IN: BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (2007): Nationale Strategie zur bioloigischen Vielfalt, UMWELT Nr. 12/2007, S. 714f.].
- Zehn der 25 weltweit erfolgreichsten Medikamente werden aus (natürlichen) Organismen gewonnen. Der daraus resultierende Weltmarktwert wird auf 75 - 150 Milliarden Dollar pro Jahr veranschlagt.
[IN: BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (2008): Kosten durch Verlust biologischer Vielfalt, UMWELT Nr. 4/2008, S. 191]
Darüberhinaus ist es für die „Krone der Schöpfung" unter ethisch-moralischen Aspekten unwürdig, Arten aus Gebieten oder sogar weltweit zu verdrängen bzw. auszurotten.
Ein aktuell sich verschärfendes Problem wächst unter dem vorgeschobenen Argument der Klimaschonung mittels einer vermehrten Nutzung von „Biosprit". In einer von Greenpeace durchgeführten Analyse von Agrodiesel sowie regulärem Diesel fanden sich in 20 % der untersuchten Biodieselproben bis zu 25 %-Anteile Palmöl und bis zu 75 % Sojaöl. Für den Anbau dieser Pflanzen werden riesige Flächen Regenwald gerodet, die einerseits die artenreichsten Regionen unserer Erde präsentieren und andererseits zu den effektivsten CO2-Speichern gehören ... - die Betrachtung dieser Thematik auf Weltebene ist in mehrfacher Hinsicht Schwindel erregend.