Bevor eine Versickerung gebaut wird, sollte geprüft werden, ob das zur Verfügung stehende Gelände bzw. der Untergrund überhaupt für eine Versickerung geeignet ist. Dies empfiehlt sich vorallem bei der nachträglichen Umrüstung einer bereits bestehenden Entwässerung mit Ableitung des Regenwassers in die Kanalisation. Bei Neubauten wird dies i.d.R. durch den Architekten bereits mit berücksichtigt. Im Zuge des Entwässerungsantrages muss jedoch ein Versickerungsgutachten vorgelegt werden, das die Machbarkeit der Versickerung bescheinigt. Dieses Gutachten ist bei Neubauten i.d.R. über den Architekten, bei Umbauten an bestehenden Anlagen auch direkt über einen Geologen erhältlich.
Durchführung eines einfachen Versickerungsversuches
Die Ermittlung der Versickerungsfähigkeit des Untergrundes kann durch einen einfachen Versuch erfolgen, der im Folgenden näher beschrieben wird. Ein Formular mit den dem beschriebenen Berechnungsgang finden Sie im Downloadbereich. Die Versickerungsfähigkeit oder die Durchlässigkeit des Bodens wird mit dem sog. kf-Wert als negative Zehnerpotenz in m/s angegeben - sie beschreibt also die durchschnittliche Versickerungsgeschwindigkeit des Wassers im Untergrund. Typische Größenordnungen von Durchlässigkeitswerten für Lockergesteine sind:
Boden | Durchlässigkeitsbeiwerte (kf-Werte) | Bemerkung |
reiner Kies | 10^-1 bis 10^-2 m/s | sehr stark durchlässig (DIN 18130) |
grobkörniger Sand | um 10^-3 m/s | |
mittelkörniger Sand | 10^-3 bis 10^-4 m/s | |
feinkörniger Sand | 10^-4 bis 10^-5 m/s | |
schluffiger Sand | 10^-5 bis 10^-7 m/s | |
toniger Schluff | 10^-6 bis 10^-9 m/s | |
Ton | < 10^-9 m/s | sehr schwach durchlässig (DIN 18130) bzw. praktisch undurchlässig |
Anmerkung: Z.B. beim grobkörnigen Sand bedeutet die Angabe 10^-3 m/s eine Geschwindigkeit von 0,001 m/s; die Darstellung als negative Zehnerpotenz ermöglicht eine einfachere und besser erkennbare Wiedergabe der Durchlässigkeit.
Die Abschätzung der Durchlässigkeit kann mit einem leicht durchführbaren Versuch erfolgen. Dieser muss in der entsprechenden Tiefenlage der beabsichtigten Versickerungsart (Muldenversickerung ca. 0,40 m Tiefe, Rigolenversickerung ca. 0,60 m Tiefe oder Schachtversickerung ca. 1,00 m Tiefe) durchgeführt werden. Für den Versuch benötigt man:
- Spaten, Kelle
- Messlatte, Zollstock
- Uhr
- Klebeband (alternativ wasserfester Stift)
- Feinkies
- Wasser
- ca. 2 Std. Zeit
- gute Laune und guten Willen
Durchführung: Zuerst muss ein Loch gegraben werden (s. Skizze für den Tiefenbereich 0,40 m). Achten Sie auf eine Mindestgröße, um den anfallenden Bodenaushub leicht entnehmen zu können. Nun bringen Sie eine ca. 3 cm starke Feinkiesschicht auf dem möglichst ebenen Boden des Loches auf. Stecken Sie die Messlatte fest in das Loch, so dass Sie die Latte gut sehen und auch bequem Markierungen daran anbringen können. Bevor man mit den Messungen beginnen kann muss das Loch und das direkte Umfeld noch ca. 1 Stunde gewässert werden (es sollte immer Wasser in dem Loch stehen). Für die Messung wird das Loch nun vollständig mit Wasser gefüllt. Markieren Sie nun den Wasserstand an der Messlatte und merken sich den Zeitpunkt. Nach 10 Minuten wird dann der Wasserstand in dem Loch auf der Messlatte erneut markiert. Die Höhendifferenz wird mit dem Zollstock gemessen.
Dieser Versuch ist dreimal zu wiederholen (jeweils mit erneutem Wasserauffüllen des Loches). Weichen die Ergebnisse stark voneinander ab, so ist der Versuch noch öfters zu wiederholen, um einen repräsentativen Mittelwert zu erhalten.
Das Ergebnis liefert einen Wert in cm Höhendifferenz / 10 Minuten. Um dies auf eine Stunde hochzurechnen ist das Ergebnis mit 6 zu multiplizieren; anschließend wird dieses Zwischenergebnis auf m/s umgerechnet.
Beispiel:
Gemessene Höhendifferenz = 6, 5 cm / 10 min
6,5 cm x 6 = 39 cm / Stunde
39 cm / 360.000 = 1,08 x 10-4 m/s (Kf-Wert)
Bewertung:
Das Ergebnis aus dem Beispiel entspricht einem fein- bis mittelkörnigen Sand, der über eine gute Versickerungsfähigkeit verfügt. Dieser Boden ist für eine Muldenversickerung geeignet.