Allgemeine Informationen & Historie

In Menden wurden 1926 die ersten Kanäle gebaut. Von diesem Kanalisationsnetz sind noch etwa zehn Kilometer im Bereich der Innenstadt und angrenzenden Bereichen bis zum heutigen Tag in Betrieb und befinden sich noch in einem brauchbaren Zustand. Die Entwicklung des Kanalnetzes im Mendener Stadtgebiet wurde sukzessive fortgeführt. Die meisten Kanäle des heutigen Kanalnetzes stammen aus den 50er- und 60er-Jahren und wuchsen gemeinsam mit der rasanten Entwicklung der Stadt selbst. Heute verfügt Menden über ein Kanalnetz von rd. 282 km Länge.
Zu Beginn der 60er-Jahre erfolgten erste moderne Planungen am Kanalnetz im gesamten heutigen Stadtgebiet von Menden. In den 80er Jahren wurde nahezu das gesamte damals vorhandene Kanalnetz in einzelnen Abschnitten nachgerechnet (der sog. "Zentrale Abwasser-Plan", kurz ZAP) und Vorschläge zum Aus- und Neubau der überlasteten Abschnitte gemacht. Die Umsetzung dieser Planungen ist grundsätzlich abgeschlossen, derzeit finden vorallem Arbeiten zur Erneuerung und ggf. Erhaltung der alten Rohrsubstanz statt. Parallel hierzu werden die ZAP`s nach und nach überarbeitet und sowohl den neuesten Vorschriften und Regelwerken als auch den tatsächlichen Verhältnissen (Größe der entwässernden Flächen u.ä.) angepasst.

Neben der Verbesserung und Unterhaltung des bestehenden Netzes wird die Erweiterung des Kanalnetzes - nach Abschluss der Kanalisierung der Außenbereiche - hauptsächlich nur noch innerhalb von neuen Baugebieten betrieben. Insbesondere in Wohngebieten werden die Anlagen in Menden i.d.R. von privaten Erschließungsträgern vorfinanziert, die Stadtentwässerung übernimmt nach Fertigstellung dann die öffentlichen Entwässerungseinrichtungen.

Hoheitliche Aufgaben der Stadtentwässerung Menden (SEM)

Die Wurzeln der SEM liegen im Tiefbauamt der Mendener Stadtverwaltung. In den 60er- und 70er-Jahren wurden dort die Grundlagen für eine moderne Abwasserbeseitigung in Menden gelegt. Durch den Rat der Stadt Menden wurde beschlossen, zum 01.01.1997 die Abteilung "Stadtentwässerung" des Tiefbauamtes in die eigenbetriebsähnliche Einrichtung "Stadtentwässerung Menden" (SEM) zu überführen. Unter "Eigenbetrieb" ist allgemein ein nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen geführter Betrieb ohne eigene Rechtspersönlichkeit zu verstehen; anders formuliert ist ein Eigenbetrieb eine wirtschaftlich eigenständige, rechtlich und organisatorisch jedoch als Teil der Stadtverwaltung geführte Organisationseinheit (detaillierter unter www.wikipedia.de). Als eigenbetriebsähnliche Einrichtung verfügt die SEM über einen eigenen Wirtschaftsplan und ist somit unabhängig vom Haushalt der Stadt.

Die Aufgaben der SEM beinhaltet die Planung, den Bau und die gesamte Unterhaltung der öffentlichen Entwässerungsanlagen innerhalb des Stadtgebietes. Hierzu gehören Pumpstationen, das gesamte Kanalnetz mit seinen Schmutz-, Niederschlags- und Mischwasserleitungen sowie weitere Sonderbauwerke. Eingebunden ist die Bearbeitung von Grundstücksentwässerungsanträgen, die bauliche Abnahme von Grundstücksentwässerungsanlagen, die an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen sind, sowie die Entsorgung des Ausfuhrgutes von Kleinkläranlagen und wasserdichten Sammelgruben. Der Betrieb der Kläranlage in Menden-Bösperde sowie einiger spezieller Sonderbauwerke ist dagegen Aufgabe des Ruhrverbandes.

Seit März 2005 befinden sich die Büroräume der SEM nicht mehr im Rathaus, sondern im Verwaltungsgebäude am Westwall 19.

Das Kanalnetz

Die SEM betreibt ein rd. 282 km langes Kanalnetz, das sich aus Misch- (212 km), Schmutz- (47 km) und Regenwasserkanälen (23 km) zusammensetzt.

Regenwasserkanäle dienen i.d.R. der örtlichen Ableitung von Regenwasser aus begrenzten Gebieten in Flüsse, örtliche Bäche/Gräben oder zu einer Versickerungsanlage; Schmutzwasserkanäle transportieren nur das verunreinigte Abwasser. I.d.R. treten beide Kanalarten zusammen in Gebieten auf, in denen Schmutz- und Regenwasser getrennt abgeleitet werden (man spricht daher von diesen Gebieten als Trenngebiete oder von im Trennsystem entwässerten Gebieten). In Menden sind dies i.d.R. die neueren Wohn- und Gewerbegebiete. Als größeres Gebiet wird der komplette Ortsteil Halingen im Trennsystem entwässert.

Als Sonderform existiert die Schmutzwasserkanalisation noch als Druckentwässerungssystem in den Außenbereichen von Ostsümmern, Barge/Brockhausen/Dahlsen sowie Oesbern und Niederoesbern. Hier fördern auf den Grundstücken installierte Pumpen das häusliche Abwasser über Druckleitungen zur nächstgelegenen Freispiegelkanalisation. Die auf den Privatgrundstücken installierten Pumpen innerhalb der Druckentwässerungssysteme gehören der SEM und werden von ihr auch gewartet. Insgesamt existieren in Menden rd. 21 km Druckleitungen, hierin sind jedoch auch die Druckleitungen der öffentlichen Sammelpumpwerke innerhalb des Freispiegelsystems enthalten.

Die Mischwasserkanalisation stellt den größten Anteil der drei Kanalisationsarten in Menden dar. In ihr werden Schmutz- und Regenwasser zusammen abgeleitet. Da jedoch die Kanalisation nicht auf die gesamte im Stadtgebiet anfallende Regenwassermenge ausgelegt werden kann, müssen über das Stadtgebiet verteilt Sonderbauwerke errichtet werden, die das Regenwasser in die örtlichen Gräben bzw. die Hönne ableiten.

Die Durchmesser der in Menden verlegten Rohre variieren zwischen 200 mm als reiner Schmutzwasserkanal in Neubaugebieten und über einen Meter für die großen Sammler. Der größte in Menden verlegte Durchmesser beträgt 2,60 m und dient als Staukanal in Bösperde. Die Druckleitungen haben weitaus geringere Durchmesser, sie liegen zwischen 50 und 120 mm.

Die Sonderbauwerke

Neben der eigentlichen Kanalisation betreibt die SEM auch eine Reihe von Sonderbauwerken. Diese lassen sich wie folgt unterteilen:

  • Pumpwerke

  • Regenüberläufe

  • Staukanäle

  • Versickerungsanlagen und Regenrückhaltebecken

  • Düker

Darüberhinaus existieren im Stadtgebiet auch noch eine Reihe von sog. "Regenüberlaufbecken", die jedoch dem Ruhrverband gehören und auch von diesem betrieben werden.

Pumpwerke

Die Pumpwerke dienen i.d.R. dazu, tiefer gelegene Entwässerungsgebiete an den nächsten höhergelegenen Sammelkanal anzuschließen oder dazwischenliegende Höhenrücken zu überwinden. Um die Leistung und auch den Energieaufwand gering zu halten, wird i.d.R. nur Schmutzwasser gepumpt.

In den Gebieten mit einem Druckentwässerungssystem besorgen die Pumpen auf den Privatgrundstücken (Hausanschlusspumpen) auch die komplette Entsorgung des auf den angeschlossenen Grundstücken anfallenden Schmutzwassers in die öffentliche Druckleitung und im Zusammenspiel auch den Transport des Abwassers in Richtung Freispiegelkanal. Zusätzlich sind hierfür auch noch weitere Zwischenpumpwerke und Druckrohrspülanlagen installiert, die die Förderung über größere Strecken und Höhenunterschiede übernehmen und dafür sorgen, daß die Druckleitungen mit Luftdruck geleert werden. Letzteres dient durch die schnelle Entleerung und die Anreicherung mit Luft der Verkürzung der Aufenthaltszeit des Abwassers in der Leitung und damit der Vermeidung bzw. Verringerung von Faulprozessen.

Im Mendener Stadtgebiet befinden sich 15 Haupt- und 251 Hausanschlusspumpwerke.

Auch bei den Freispiegelkanälen können Grundstücksentwässerungen mit Pumpen z.B. aus tiefgelegenen Kellern erforderlich werden. Diese Anlagen außerhalb der Druckentwässerungssysteme werden jedoch von den Grundstückseigentümern errichtet und betrieben.

Regenüberläufe und Staukanäle

Regenüberläufe stellen - zusammen mit Staukanälen und den Regenüberlaufbecken des Ruhrverbandes - eine Entlastung des in der Mischwasserkanalisation abgeführten Regenwassers in den nächstgelegenen Bach oder die Hönne sicher. Dabei wird eine in technischen Regelwerken definierte Abwassermenge weitergeleitet, die bei Regenwetter ankommende Mehrmenge in das Gewässer eingeleitet. Bei den Regenüberlaufbecken und Staukanälen findet zusätzlich noch eine Zwischenspeicherung statt. Diese Bauwerke unterliegen der Kontrolle durch die Obere Wasserbehörde bei der Bezirksregierung Arnsberg.

Im Mendener Stadtgebiet befinden sich 21 Regenüberläufe, 10 Staukanäle mit Regenwasserentlastungen und 12 Regenüberlaufbecken. Hinzuzuzählen sind noch weitere 17 Staukanäle, die durch die SEM selber betrieben werden und lediglich als Regenrückhaltung innerhalb des Kanalnetzes ohne Einleitung von Regenwasser in die Gewässer angeordnet sind.

Versickerungsanlagen & Rückhaltebecken

Versickerungsanlagen und Regenrückhaltebecken dienen der Zwischenspeicherung von Regenwasser - i.d.R. aus Trennkanalisationen - vor Einleitung in den Untergrund (Versickerung) oder ein Gewässer. Im Gegensatz zu den aus Beton hergestellten und oftmals unterirdisch angeordneten Regenüberlaufbecken und Staukanälen handelt es sich hier meistens um offene Erdbecken. Diese Bauwerke unterliegen der Kontrolle durch die Untere Wasserbehörde beim Märkischen Kreis. Die in Menden ebenfalls noch existierenden Hochwasserrückhaltebecken (Lahrbach, Abendsiepen) werden jedoch nicht von der SEM betrieben, da sie das Hochwasser eines Gewässers und nicht einer Kanalisation zurückhalten sollen.

Die SEM betreibt sechs Regenrückhaltebecken und Versickerungsanlagen.

Düker

Neben den vorgenannten Sonderbauwerken existieren auch noch neun sog. Düker. Bei diesen Einrichtungen handelt es sich um abgesenkte Kanalabschnitte, mit denen Hindernisse wie Flussläufe unterquert werden können, ohne das zusätzliche technische Hilfsmittel wie z.B. Pumpwerke erforderlich werden. Der Durchfluss in dem abgesenkten Kanalabschnitt wird durch den Höhenunterschied der Wasserspiegel am Zu- und Ablauf sichergestellt. In Menden existieren mehrere Düker, die alle die Hönne unterqueren.

Die Kläranlage(n)

Der größte Teil des Mendener Stadtgebietes entwässert zur Kläranlage in Menden-Bösperde, die zusätzlich auch einen großen Teil des Fröndenberger Abwassers mit aufnimmt. Auch der Arnsberger Ortsteil Holzen ist - über einen Kanal entlang der Bieber - hier angeschlossen. Lediglich der Ortsteil Halingen wird - unabhängig vom Rest Mendens - zur Kläranlage Baarbachtal in Iserlohn entwässert.

Alle Kläranlagen der Region werden vom Ruhrverband Essen bzw. dessen Regionalabteilung Arnsberg betrieben.

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