Die Städte Hemer, Iserlohn und Menden haben sich zu einem archivischen Notfallverbund zusammengeschlossen, um gemeinsam Vorsorge zum Schutz ihres Archivgutes zu treffen und sich in Unglücks- und Katastrophenfällen gegenseitig zu unterstützen. Im Rathaus Iserlohn unterzeichneten die Bürgermeister von Hemer (Michael Esken) und Iserlohn (Dr. Peter Paul Ahrens) am 31. Oktober 2012 eine entsprechende Vereinbarung. Die Stadt Menden wurde durch den Stadtkämmerer (Uwe Siemonsmeier) vertreten.
Das Hochwasser an Elbe und Oder 2002, der Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 und der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln 2009 haben das Bewusstsein der in Archiven und Bibliotheken Beschäftigten, der politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit in den letzten Jahren dafür geschärft, dass Katastrophen auch die eigene Institution treffen können. Naturereignisse, Rohrbrüche, Brände oder technische Defekte stellen Gefährdungen der eigenen Bestände dar, die sich jederzeit ereignen können.
Urkunden, Amtsbücher, Akten und umfangreiche Sammlungsbestände müssen im Unglücksfall schnell, umfassend und sachgemäß geborgen werden, sodass ein Substanzverlust vermieden oder zumindest begrenzt werden kann. Die in den Stadtarchiven aufbewahrten Unterlagen sind überwiegend unersetzbare Unikate, zu deren Aufbewahrung und Erhaltung die Kommunen gesetzlich verpflichtet sind.
Der nun gegründete Notfallverbund Hemer-Iserlohn-Menden soll dafür sorgen, dass bei Notfällen in den Archiven der benachbarten Städte personelle und fachliche Ressourcen gebündelt und die zum Schutz des Kulturgutes zu leistenden Aufgaben in gegenseitiger Unterstützung bewältigt werden. Die beteiligten Archive verpflichten sich in der Vereinbarung, für ihre Institution nach einem einheitlichen Muster Notfallpläne zu erstellen.
Die drei beteiligten Archive freuen sich, dass sie aus dem Fördertopf der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes in Berlin mit dem diesjährigen Schwerpunktthema „Nationales Erbe allein auf weiter Flur – Schutz im Verbund“ eine finanzielle Unterstützung erhalten haben. Die Mittel sind für die Beschaffung von Notfallmaterialien eingesetzt worden.
Diese Materialen wurden nach dem Eintreffen in Hemer, Iserlohn und Menden vorgestellt. Es handelt sich hierbei u.a. um spezielle Verpackungsmaterialien für durchnässte und anderweitig beschädigte Archivalien. Mit den ebenfalls angeschafften mobilen Notfallboxen sind die Archivare von Hemer (Eberhard Thomas), Iserlohn (Rico Quaschny) und Menden (Norbert Klauke) gerüstet, sich gegenseitig bei Notfällen die nötige Hilfe zukommen zu lassen. s.untenstehende Fotos.
Unterstützung bei der Gründung des Notfallverbundes fanden die Archivare bei der für den Märkischen Kreis zuständigen Fachbehörde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, dem LWL-Archivamt für Westfalen in Münster. Der Leiter des Archivamtes, Dr. Marcus Stumpf war bei der Unterzeichnung der Vereinbarung ebenfalls anwesend.
Hemer, Iserlohn und Menden waren die ersten Kommunen in Südwestfalen, die sich zu einem solchen Notfallverbund zusammengeschlossen haben. Ähnliche Vereinbarungen sind bislang beispielsweise in Magdeburg, Leipzig und Münster geschlossen worden. Dass sich dem Notfallverbund in Zukunft weitere Kommunen oder nichtstädtische Institutionen anschließen, ist durchaus möglich. Zudem erhoffen sich die Initiatoren auch eine Signalwirkung für andere Kommunen im Märkischen Kreis und im Hochsauerlandkreis, nach dem Modell „Hemer-Iserlohn-Menden“ ebenfalls Notfallverbünde zu gründen.